Panel zu Wikis und Weblogs (DGPuK2007)

Am zweiten Tag der DGPuK Jahrestagung besuche ich das Panel „Wikis und Weblogs“. Es ist so voll, dass die Leute hinten stehen müssen. Dass ich jetzt hier in meinem Weblog über Vorträge zu Weblogs schreibe, verweist ja schon auf selbstreferentielle Aspekte, die wahrscheinlich gleich angesprochen werden. Zu den Vorträgen:

  • Florian Meyer und Dennis Schoenenborn sprechen über „WikiWebs und die Organisation von Wissen“. Es geht los mit einer Einführung in das Wiki-Prinzip, damit alle auf dem gleichen Stand sind, bevor dann zu den Anwendungsbereichen in Organisationen übergeleitet wird. Die Forschungsfrage wird anhand der Unterscheidung von Wikis im öffentlichen und organisationalen Raum entwickelt. Da Organisationen auf Entscheidungen angewiesen sind, haben Wikis hier natürlich eine andere Anforderung an das in den Wikis erstellte und veröffentlichte Wissen. Eine Herausforderung für die Organisationen besteht darin, die Organisationsmitglieder auf das Wiki aufmerksam zu machen (Wiki als Organisationsleitmedium). Besondere organisationale Relevanz hat das wikieigene Spannungsfeld von Restriktion und Offenheit. Dennis Schoenenborn übernimmt dann und stellt wichtige neue Perspektiven der Organisationskommunikationsforschung vor. Eine wichtige Referenztheorie ist die Organisationstheorie von Niklas Luhmann (Organisation als Kommunikation von Entscheidungen). Folglich geht es bei Wikis in Organisationen um Entscheidungskommunikation. Mit den Wikis entsteht dann eine „Beobachtbarkeit des Entstehungsprozesses organisationalen Handelns“.

In der direkt anschließenden Diskussion geht es um die Einpassung von egalitär funktionierenden Wikis in hierarchisch strukturierten Wikis (Machtspekte), um die Bedeutung von Mitgliedsrollen und die Frage, ob das Luhmannsche Verständnis von Organisationen wirklich passt.

  • Jens Köster spricht über „Wikipedia: Informativ oder qualitativ bedenklich“? Informationen werden in ökonomischer Manier als Ressourcen begriffen. Als Schwierigkeit erweist sich, dass keine Qualitätskriterien für Lexikonartikel vorliegen, jedenfalls nicht in der wissenschaftlichen Literatur. Hier soll eine Untersuchung von journalistischen Qualitätskriterien weiteren Aufschluss geben. Das ergibt einige interessante Perspektiven auf die Erstellung von Wikipedia-Einträgen, die ja auch z.B. recherchiert, geprüft und redigiert werden. Folgende Qualitätskriterien werden vorgestellt: Objektivität, Verständlichkeit, Vollständigkeit und mediengerechte Themenaufbereitung (in Bezug auf die Möglichkeiten des Internets. Ergebnis der Untersuchung: Die Qualität der Einträge ist sehr heterogen. Gute Qualität erkennt er z.B. hinsichtlich Verständlichkeit, eher schlechte in der Dimension Quellenangaben.
  • Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke stellen Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Frage nach „Weblogs und Wikipedia als Quelle und Thema des Journalismus“ vor. Einführend werden die partizipativen Formate im Web 2.0 angerissen und dem Journalismus gegenübergestellt. Zur Debatte steht also die Beziehung zwischen partizipativen Formaten und dem Journalismus. Gibt es also integrative Tendenzen, ein komplementäres Verhältnis, Kooperationsverhältnisse oder eine Konkurrenz zwischen beiden Formaten. Christian Nuernbergk stellt zunächst die Methodik, die Anlage und die Dimensionen des Forschungsprojektes vor. Das Fazit: Es gibt viele Hinweise auf ein komplexes Beziehungsgeflecht zwischen Weblogs und Journalismus.

Im Austausch nach den beiden Beiträgen kommen methodische Fragen, die Problematik des Wikipediagebrauchs durch Journalisten, neue Anforderungen zur Herstellung von Öffentlichkeit durch Journalisten und die Qualitätskriterien von Wikipedia-Artikeln zur Sprache.

Ein interessantes Panel mit einer munteren und spannenden Diskussion.

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2 comments

  1. […] Lustig übrigens: Ausgerechnet das DGPuK-Panel zu Weblogs und Wikis war brechend voll, berichtet Alexander Filipovic. […]

  2. […] Das Panel zu “Wikis und Weblogs”, das ich am Freitag leiten durfte, hat zwar nicht ganz so viel Medienrummel erzeugt, war aber trotzdem das bestbesuchte Einzelpanel. Die drei Vorträge beleuchteten Einsatz und Nutzung von Wikis aus unterschiedlicher Perspektive; die anschließende Diskussion drehte sich vorrangig um Fragen der Qualität. Auch hier hat Alexander ausführlichere Infos. […]