Für einen Vortrag zum Thema „Ist alles erlaubt, was Umsatz bringt? Eine sozialethische Beurteilung” nächstes Wochenende in Münster auf der Tagung “Dramaturgie und Marketing” (Kath. Akademie Franz Hitze Haus, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftlergilde der KMF) bin ich auf einen interessanten Blogeintrag bei brainwash gestoßen. Das Blog (das als „Magazin auftritt) wird betrieben von der der Agenturgruppe Robert & Horst (z.B. webguerillas.de). Der Ethiker sollte zwar immer aufmerken, wenn professionelle Öffentlichkeitsarbeiter über PR-Ethik, Manager über Wirtschaftsethik, Sportler über Sportethik, Blogger über Blogethik (gibt’s das übrhaupt?) und eben Guerilla-Marketing-Leute über Marketingethik sprechen – interessant ist der Beitrag dennoch.
Es wird hier deutlich, dass die ethische Problematik des sog. Guerilla-Marketings im Feld „Werbung“ lokalisiert wird. Interessant wird es da, wo es um neue Werbeformen geht:
Besitzt der Werbeguerillero überhaupt ein ethisches Gefühl oder nimmt er, den spektakulären Werbeerfolg vor Augen, die Überschreitung des Zumutbaren generell in Kauf?
Wenn jede Werbung mit Illuisionen, leeren Versprechungen und Scheinwelten arbeitet, mag es sich um Betrug (am Kunden) handeln. Insofern handelt es sich ganz richtig um ein „natürliches Problem“ der Werbung. Wenn zudem heute vermehrt versteckte, provokante und polarisierende Werbeformen eingesetzt werden, die nicht mehr über das einfache Prinzip des Werbedrucks arbeiten – handelt es sich dann um „qualitativ neue Übertrittte“? Werbeethik müsste also hier nachlegen und auf diese neuen Formen reagieren.
Interessanter Weise wird auch auf das Verhältnis von Sozial- und Individualethik eingegangen:
Weil die Sache mit der Ethik nicht ganz so einfach ist, bleibt es, glaube ich, in letzter Instanz immer eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Richtlinien und Diskussionen können da nur helfen. Aber gerade deshalb sollte es sie geben.
Als Sozialethiker betone ich natürlich die strukturelle Ebene und vermute, dass es wohl nicht ohne eine Denkweise geht, die eine allgemeinverbindliche Regelung anstrebt, etwa in Form von Werbekodizes und rechtlichen Setzungen. Und: Wie ist es um die ethisch/moralische Kompetenz des Einzelnen bestellt? Hat jede und jeder einen Menschenverstand, der ethischen Kategorien Stand hält? Spielt Ethik in der Ausbildung von Marketing- und Werbefachleuten eine relevante Rolle?
Relevant vielleicht auch der Punkt „Kontrollverlust bei Virusmarketing“ bei Dipomblogger (auch aus dem Robert & Horst – Stall, jedenfalls powered by webguerillas.de). Alle der dort geschildterten Probleme (außer Nr. 4) sind tatsächlich auch ethisch relevant (wobei natürlich Kategorien angegeben werden müssen, warum hier Sittlichkeit strittig wird).
Weitere Informationen und Ressourcen zu meinem Vortrag bald hier in meinem Blog.
Zum Schluss noch ein paar Beispiele aus der Werbung, die als grenzwertig angesehen werden können:
vgl. dazu die Diskussion in einem Forum und der betreffende Spiegel-Artikel.
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