Der philosophische Pragmatismus als Arbeitsschwerpunkt

Neben der Medienethik beschäftige ich mich seit ca. dem Jahr 2006 mit dem philosophischen Pragmatismus. Die Tagung „Der philosophische Pragmatismus in der Bewährung: Gesellschaftliche Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ ist für mich eine Gelegenheit, in dieser Hinsicht Bilanz zu ziehen und meine Texte zum Pragmatismus zu bündeln.

An meiner Wirkungsstätte, der Hochschule für Philosophie in München, hat sich eine Arbeitsgruppe Pragmatismus gebildet, die jetzt auch nach außen hin produktiv werden wird. Ich darf hier vielleicht schon mal leaken, dass wir im März 2017 Richard J. Bernstein für einen philosophischen Meisterkurs gewinnen konnten.

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Buch „Erfahrung – Vernunft – Praxis“

In meinem Buch „Erfahrung – Vernunft – Praxis“ (Schöningh, 2014) habe ich die Moralphilosophie des Pragmatismus bei den Klassikern (Peirce, James, Dewey, Mead) und bei den Neo-Pragmatisten (Rorty, Putnam, Habermas) rekonstruiert. Diese Abschnitte (85-160) lassen sich auch als Einführung in die Ethik des Pragmatismus lesen:

3 Elemente pragmatistischer Ethik

3.1 Das Ethikverständnis der klassischen Pragmatisten
3.1.1 „Konkrete Vernunft“ – Charles S. Peirce
3.1.2 Die moralische Gemeinschaft und die Standpunkthaftigkeit des Ethikers – William James
3.1.3 Moralische Entwicklung und der Bezug auf die bessere Gesellschaft – George Herbert Mead
3.1.4 Die implizite Normativität der Praxis – John Dewey

3.2 Religion und die Einheit der Erfahrung im Pragmatismus
3.2.1 Peirce – James – Dewey: Akzente pragmatistischer Erfahrungstheorie
3.2.2 Religiöse Erfahrung bei John Dewey

3.3 Moralphilosophische Beiträge jüngerer Zeit
3.3.1 Hoffnung auf die solidarische Rationalität – Richard Rorty
3.3.2 Die Integration von Fallibilismus und Anti-Skeptizismus – Hilary Putnam
3.3.3 Pragmatistische Detranszendentalisierung und moralische Richtigkeit – Jürgen Habermas

Ziel des Buches ist es, eine sich spezifisch christlich verstehende Sozialethik mit dem Pragmatismus bekannt zu machen; eine Wurzelbehandlung Christlicher Sozialethik sozusagen.

Aufsätze zum Pragmatismus

Daneben habe ich noch ein paar Aufsätze zum Thema Pragmatismus geschrieben. Ich hoffe, dass ich hier neben dem Hauptgeschäft, der Medienethik, weiterarbeiten kann. In die Liste sind nur Titel aufgeführt, die den Pragmatismus explizit zum Thema machen. Ich werde die Liste nach und nach ergänzen.

  • Filipović, Alexander (2022): Christliche Sozialethik und der Primat der Praxis. Ein pragmatistischer Orientierungsversuch auf dem Feld der Sozialtheorie. In: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften 63, 215–232.
  • Filipović, Alexander (2021): Royce and Mead on the foundations of ethics. In: Christoph Seibert und Christian Polke (Hg.): Josiah Royce – Pragmatist, Ethicist, Philosopher of Religion. Tübingen: Mohr Siebeck (Religion in philosophy and theology, 112), S. 109–121.
  • Filipović, Alexander (2017): Einleitung: Der Philosophische Pragmatismus in der Bewährung. In: Jahrbuch Praktische Philosophie in globaler Perspektive 1 (Schwerpunkt: Pragmatistische Impulse), S. 15–20.
  • Filipović, Alexander (2016): Feminismus – Pragmatismus – Medienethik. Zur Frage nach der geeigneten Moralphilosophie für die Gender-Medien-Thematik. In: Sigrid Kannengießer, Larissa Krainer, Claudia Riesmeyer und Ingrid Stapf (Hg.): Eine Frage der Ethik? Eine Ethik des Fragens. Interdisziplinäre Untersuchungen zu Medien, Ethik und Geschlecht. Weinheim, Bergstr: Beltz Juventa (Kommunikations- und Medienethik), S. 82–94.
  • Filipović, Alexander (2015): Pragmatistische Grundlegung Christlicher Sozialethik? In: Ethik und Gesellschaft (1). Online verfügbar unter https://open-journals.uni-tuebingen.de/ojs/index.php/eug/article/view/308.
  • Filipović, Alexander (2009): Das demokratische Ethos als Praxis. Der philosophische Pragmatismus und die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. In: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften, Jg. 50, S. 133–164.
  • Filipović, Alexander (2008): Die Kritik an der Unterscheidung von Sein und Sollen im Pragmatismus. Über den Zusammenhang von Erkenntnistheorie, Ethik und Pädagogik. In: Pädagogische Rundschau, Jg. 62, H. 1, S. 107–114.

Medienethik beim Petersburger Dialog 2012

Am Mittwoch reise ich nach Moskau zum 12. Petersburger Dialog. Der Petersburger Dialog (offizielle Website, Wikipedia-Eintrag) ist ein Gesprächsforum mit dem Ziel, eine zivilgesellschaftliche Verständigung zwischen Deutschland und Russland zu fördern. Er wurde beispielsweise beschrieben als „das Hochamt der deutsch-russischen Beziehungen“So Winfried Weithofer in der Waiblinger Kreiszeitung vom 5.11.2012, S. 2..

Das Dach-Thema des diesjährigen Treffens ist „Russland und Deutschland: Die Informationsgesellschaft vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“. Schirmherrin und Schirmherr sind Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und der Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin. Beide werden beim Abschlussplenum am Freitag im Kreml (16.11.2012) anwesend sein.

Es gibt beim Petersburger Dialog eine Reihe von Arbeitskreisen, darunter auch den Arbeitskreis „Kirchen in Europa“. Ich bin als Experte dieses Arbeitskreises eingeladen. Ausgewählt hat man mich, weil ich Berater der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz bin und am medienethischen Impulspapier der Kommission mitgeschrieben habe.

Thema des Arbeitskreises ist „Der Mensch zwischen virtueller Welt und Realität. Chancen und Risiken der Informationsgesellschaft“. So lautet auch der Titel meines Impulsvortrags. Ich konzentriere mich in meinem Vortrag auf eine christlich-ethische Beurteilung der digitalisierten Informationsgesellschaft. In meinem Vortrag versuche ich auf drei Fragen eine Antwort zu geben:

  • Wie können wir das veränderte Leben in der digitalen Gesellschaft bewerten?
  • Wir können wir eine spezifisch christliche-ethische Beurteilung vornehmen?
  • Welche Folgen hat eigentlich der neue Modus von Vergesellschaftung, sozialer Kommunikation und Gemeinschaftsbildung für die Kirche?

Hier ein Auszug aus meinem Vortrag, der das ethische Kriterium der Beteiligungsgerechtigkeit einführt:

„Auf der politischen Ebene der Gestaltung des sozialen menschlichen Zusammenlebens geht es um Gerechtigkeitskriterien […]. Dabei wird die Beteiligung in und an dem zivilgesellschaftlichen Lebensraum Internet zur Frage gerechter Beteiligung. Das Kriterium gerechter Beteiligung verfolgt im Kern die Sicherung individueller Autonomie angesichts der generellen Problematik von Vergesellschaftungsprozessen. Zugehörigkeit zum und Beteiligung im Lebensraum Internet ist mehr und mehr die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, und in diesem Sinne sind Kommunikationschancen immer auch Lebenschancen. Beteiligungsgerechtigkeit zielt auf die Überwindung von sozialer Ausgrenzung, mangelndem Anschluss und Mitbestimmung, Machtlosigkeit/Ohnmacht, Vereinsamung, Exklusion, Fremdbestimmung, Fremdheit und Nicht-Zugehörigkeit durch eine gesellschaftsstrukturelle Veränderung und ist in dieser Perspektive im Kern gesellschaftskritisch.“

Internetethik in Russland?

Dass der Petersburger Dialog zum Thema „Informationsgesellschaft“ stattfindet und in Russland gerade ein „Gesetz zum Sperren von Webseiten mit schädlichen Inhalten für Kinder“ in Kraft getreten ist, das eine Internetzensur mindestens ermöglicht (das deutsche „Zugangserschwerungsgesetz“ lässt grüßen, vgl. kritisch dazu netzpolitik.org), verleiht dem Treffen natürlich eine brisante Dynamik. Hinzu kommt, dass der Petersburger Dialog seit einigen Jahren in der Kritik steht. Und aktuell hat sich der Russland-Koordinator der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff (CDU), kritisch über das „System Putin“ zu Wort gemeldet. Das Verfahren gegen Pussy Riot, repressive Tendenzen im Umgang mit Oppositionellen oder Einschränkungen der Versammlungsfreiheit durch das neue Demonstrationsrecht wurden von ihm kritisiert: „Hinter all dem steht eindeutig die Absicht, Kritik und organisierte Opposition zu unterbinden“ (Quelle). Von russischer Seite hat das eine entsprechende Reaktion hervorgerufen. Der Beitrag der Deutschen Welle dazu sieht den Petersburger Dialog als gefährdet an. Der Bundestag hat am vorigen Freitag eine Entschließung verabschiedet, in der es heißt:

„Mit besonderer Sorge stellt der Bundestag fest, dass in Russland seit dem erneuten Amtsantritt von Präsident Wladimir Putin gesetzgeberische und juristische Maßnahmen ergriffen wurden, die in ihrer Gesamtheit auf eine wachsende Kontrolle aktiver Bürger abzielen, kritisches Engagement zunehmend kriminalisieren und einen konfrontativen Kurs gegenüber Regierungskritikern bedeuten.“ (Quelle)

Das sind also die Vorzeichen… Ich bin sehr gespannt, wie das Treffen verläuft (Tagungshotel ist das ehemalige Hotel Ukraina, eine von Stalins Sieben Schwestern) und erhoffe mir (trotz der Irritationen und der Missstände) einen echten Austausch nicht nur in der AG Kirche. Und: Ich versuche zu twittern (http://twitter.com/afilipovic)!

Medienethische Tagung zu „Echtheit, Wahrheit und Ehrlichkeit“ im Internet

[Anmerkung: Diesen Text habe ich als Pressemeldung für die angesprochene Tagung verfasst, die ich als Sprecher der FG KME in der DGPuK zusammen mit den Kollegen von der FG CVK vorbereitet habe . Zum Teil habe ich zitiert von www.netzwerk-medienethik.de und www.dgpuk.de]

Medienethische Tagung zu „Echtheit, Wahrheit und Ehrlichkeit“ im Internet

AuthenticityAn der Frage nach der „Echtheit, Wahrheit und Ehrlichkeit“ kommen wir im Zeitalter des Internets nicht mehr vorbei. Sie kennzeichnet die gesellschaftlichen Debatten um die Sozialen Netzwerke, das Leaking und die virtuellen Spielewelten. Es besteht großer Bedarf an politischer Gestaltung und ethischer Vergewisserung. Anonymität ist einerseits wünschenswert, andererseits in manchen Fällen rechtlich problematisch. Wie „echt“ sind Profile in Sozialen Netzwerken, wie kann die Wahrheit von Nachrichten überprüft werden und wie begegnen wir uns im Chat und in der Online Spielewelt? Ist da Platz für die Ethik, und wenn ja: Wie müssen die Normen und Werte dafür begründet und konkretisiert werden?

Die Tagung des Netzwerkes Medienethik fragt unter dem Titel „Echtheit, Wahrheit und Ehrlichkeit“ nach der ‘Authentizität’ in der computervermittelten Kommunikation (16-17. Februar 2012, Hochschule für Philosophie, München). Im Hinblick auf drängende Probleme, etwa Netzpolitik, Internet-Kompetenz und Datenschutz erörtern die Vorträge Bewertungsmaßstäbe der Authentizität und die Möglichkeit der Präsentation multipler Facetten des Selbst. „Trolling“ wird als Teil der sozialen Praxis in Online-Diskussionsräumen untersucht und die Hackerethik(en) mit der Frage nach dem Subjekt im Zeitalter digitaler Identität verbunden.

Theoretische und philosophische Ansätze, die etwa Authentizität und Wahrhaftigkeit in der computervermittelten Kommunikation grundlegend klären, werden mit praktischen Fragen, etwa der konkreten bildlichen Selbstoffenbarung im Netz verbunden. Spannende Konstellationen können erwartet werden, wenn die Philosophen Jean-Paul Sartre und Charles Taylor zu einer zeitgemäßen Internetethik „befragt“ und empirische Untersuchungen zu den Social Media als Kontrolleure und Manipulateure digitaler Wirklichkeiten präsentiert werden.

Die Jahrestagung des Netzwerkes Medienethik wird veranstaltet zusammen mit den DGPuK-Fachgruppen “Kommunikations- und Medienethik” und “Computervermittelte Kommunikation”. Alle weiteren Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie hier: http://www.netzwerk-medienethik.de/jahrestagung/Tagung2012.

Das 1997 gegründete „Netzwerk Medienethik“ hat sich zum Ziel gesetzt, die ethische Orientierung im Medienbereich zu fördern. Es verbindet in einer freien Arbeitsgemeinschaft Theoretiker (aus den Kommunikationswissenschaften, der Journalistik und der Praktischen Philosophie/Ethik) mit Praktikern (aus Berufsverbänden, Selbstkontrollgremien, Verlagen, öffentlich-rechtlichen und pivat-kommerziellen Rundfunkunternehmen). Die jeweils im Februar in München stattfindenden Jahrestagungen mit regelmäßig ca. 100 Teilnehmern stellen ein inzwischen bekanntes Gesprächsforum zu Fragen der Medienethik dar.

Inhaltlich wurde die Tagung vorbereitet von den Fachgruppen “Kommunikations- und Medienethik” und “Computervermittelte Kommunikation” der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Die DGPuK ist die Fachgesellschaft der Kommunikations- und Medienwissenschaft in Deutschland. Die Kommunikations- und Medienwissenschaft beschäftigt sich mit den sozialen Bedingungen, Folgen und Bedeutungen von medialer, öffentlicher und interpersonaler Kommunikation.

Ethik der Entwicklung – Call for Papers (Forum Sozialethik 2010)

Soeben ist der Call for Papers für die Tagung des Forums Sozialethik 2010 zum Thema „Ethik der Entwicklung“ veröffentlicht worden.

Was ist das Forum Sozialethik?

Das Forum Sozialethik ist eine Initiative junger Sozialethikerinnen und Sozialethiker und dient dem Austausch von Nachwuchswissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen (Promotion, Habilitation, Privatdozenten und -dozentinnen) sowie fortgeschrittenen Studierenden des Faches Sozialethik im deutschsprachigen Raum. Interessierte benachbarter Disziplinen sind herzlich willkommen. Weitere Informationen unter www.forumsozialethik.de.

Alle weiteren Informationen auf der Tagungswebsite.

Web 2.0 in der Perspektive kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit

öa kirchAm Freitag (15.01.2010) war ich zu Gast beim 7. Forum für kirchliche  Öffentlichkeitsarbeit (*.pdf) zum Thema „Web 2.0 – und was nun? Neue Kommunikationsinstrumente für die Gewinnung und Information von neuen Zielgruppen“. Leider konnte ich nicht die ganze Tagung besuchen, so habe ich Jan Schmidts Beitrag verpasst (seine Folien bei slideshare).

Selbst hatte ich die Aufgabe, einen Beitrag von Bischof Dr. Gebhard Fürst zu kommentieren. Bischof Fürst skizzierte (in seiner Funktion als Vorsitzender der publizistischen Kommission der DBK) die Position der Deutschen Bischofskonferenz zu den kirchlichen Bemühungen im Bereich der Neuen Medien. Vor allem setzen die Bischöfe auf Bewegtbilder und arbeiten an einer Plattform, auf der sie die Beiträge publizieren können; der Relaunch von www.katholisch.de steht wohl dieses Jahr bevor.

Mich verwirrt die starke Fokussierung auf Internet-TV ein bisschen, da ich mir nicht so recht vorstellen kann, wer das schauen soll. Allerdings gibt der Erfolg von gloria.tv denjenigen Recht, die dem Internet-TV im Bereich der Kirche eine gute Zukunft voraussagen.

In meinem Kommentar habe ich mich aber vor allem auf Soziale Netzwerke bezogen. Die katholische Kirche ist hier sehr verunsichert, wie da vorzugehen ist: Entweder mit allem Engagement hinein oder eher doch vorsichtig und abwartend. Ich habe im Kommentar versucht zu zeigen, das jede Institution es im Neuen Netz schwer hat und dies für die Institution Kirche vermehrt zutrifft. Es wäre also deutlicher zwischen institutionellen Bemühungen auf der einen und themen- und vor allem personenzentrierten Anstrengungen auf der anderen Seite zu unterscheiden. Für letztere Dimensionen sehe ich gute Möglichkeiten im Neuen Netz. Für diejenigen, die den Vortrag gehört haben, sind vielleicht die Folien interessant (slideshare).

Der Vortrag hat, so mein Eindruck, einen kleinen Startschuss geben können für eine sehr rege Diskussion über neue Formen der kirchlichen Kommunikation. Auch meine Idee einer Iphone-App, die den nächsten Gottesdienst in der Nähe anzeigt, ist offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen. Zuetzt: Getwittert wurde auch sehr rege, auch zu dem Vortrag von Jürgen Pelzer.

Wohlfahrtsverantwortung?

die-erosionIm Rahmen einer Arbeitstagung zum Thema „Die Erosion des Normativen. Fachtagung zu den Beschäftigungsverhältnissen in Wohlfahrts-verbänden“ (01.10.2009, 10:00 – 18:00 Dorothee-Sölle-Haus, Königstr.54, Hamburg) geht es um die konkreten Arbeitsbedingungen in den kirchlichen Wohlfahrtsdiensten und um die für die Zukunft der gesellschaftlichen Wohlfahrtsorganisation relevanten gesellschaftspolitischen Fragen. Konkreter: Wenn Diakonie und Caritas zu „Sozialkonzernen“ unter unsicheren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden… was bedeutet das für das Selbstverständnis dieser Verbände und allgemein für unseren Sozialstaat?

Veranstaltet wird die Tagung vom Hamburger Institut für Sozialforschung und der Evangelische Akademie der Nordelbischen Kirche.

Bei der Tagung halte ich einen Vortrag zum Thema „Was ist heute Wohlfahrtsveranwortung?“. Dabei geht es um die Frage, wer in der Verantwortung für die Wohlfahrt der Gesellschaft steht. Weder hat der Staat die alleinige Verantwortung noch kann alle Verantwortung auf die Einzelnen „geschoben“ werden. Vielmehr ist sozialethisch (Subsidiarität und Beteiligungsgerechtigkeit!) von einer gestuften und verschränkten Verantwortungsteilung auszugehen.Vgl. Heimbach-Steins, Marianne (2007): Wohlfahrtsverantwortung. Ansätze zu einer sozialethischen Kriteriologie für die Verhältnisbestimmung von Sozialstaat und freier Wohlfahrtspflege. In: Dabrowski, Martin; Wolf, Judith (Hg.): Aufgaben und Grenzen des Sozialstaates. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh, S. 9–42. Mein Beitrag zielt also auf eine normative Unterfütterung der institutionellen christlichen Wohlfahrtstätigkeit und auf einen christlich-sozialethischen Beitrag zur Sozialstaatsdiskussion.

Nähere Informationen auf dieser Website und im Flyer (*.pdf). Vgl. auch die Ankündigung bei forumsozialethik.de.

Medien, Technik und Bildung

Medien, Technik und BildungHeute kam mit der Post mein Belegexemplar des Buches „Medien, Technik und Bildung“ (hg. von Michael Wimmer,  Roland Reichenbach und Ludwig Pongratz; Verlagsseite, Amazon). Sehr interessante Beiträge versammeln sich hier, die vor allem medien- und bildungstheoretisch von Interesse sein können. Der Klappentext:

„Medien sind zu einem Thema geworden, das als inhaltliche Querdimension alle Sparten der Erziehungswissenschaft betrifft. So ist das Verhältnis zwischen Medien, Technik und Bildung einerseits zwar ein zentraler Bezugspunkt der erziehungswissenschaftlichen Diskussion. Andererseits bleiben aber dabei der Medienbegriff sowie sein innerer Zusammenhang mit dem Bildungsbegriff zumeist diffus und widersprüchlich. Das Konzept der »Medienkompetenz« als Antwort auf die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien erscheint deshalb unzureichend. Ziel dieses Bandes ist es, die Bedeutung der neuen Medientechnologien und ihre Herausforderungen für die Pädagogik zum Gegenstand der bildungsphilosophischen Analyse und Diskussion zu machen.

Trotz des aufgeklärten Bewusstseins über die Wichtigkeit und die Bedeutung der neuen Medien sind die bildungstheoretischen Implikationen bisher nur unzureichend bedacht worden. Die in diesem Band versammelten Beiträge nähern sich diesen Fragen in vier Zugängen, in denen jeweils verschiedene Relationen im Zentrum stehen: Medien und Technik, Medien und Bildung, Film und Bildung sowie Medien und Ethik.“

Der Band präsentiert die Beiträge der Herbsttagung der Kommission Bildungs- und Erziehungsphilosophie in der Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Thema der Tagung: “Medien, Technik und Bildung” (1.-3.10.2007).

Mein Beitrag in dem Band (Filipović, Alexander (2009): Literacy und die Bedeutung gesellschaftlicher Beteiligung. Medien- und bildungsethische Überlegungen. In: Wimmer, Michael; Reichenbach, Roland, Pongratz, Ludwig (Hrsg.): Medien, Technik und Bildung. Paderborn: Schöningh (Schriftenreihe der Kommission Bildungs- und Erziehungsphilosophie der DGfE) S. 159-173) thematisiert die Bedeutung von Medien für die gesellschaftliche Inklusions- bzw. Exklusionsproblematik. Über eine Schärfung des Begriffs „literacy“ wird gezeigt, dass medien- und bildungsethische Überlegungen integriert werden können. Als normativer Schlüssel für beide Bereiche fungiert die Frage nach der Gerechtigkeit gesellschaftlicher Partizipation (Beteiligungsgerechtigkeit). Damit wird auch versucht, den Status der Medienethik als wissenschaftliche Disziplin zu klären und ihre interdisziplinären Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Weitere Informationen dazu hier.

Call for Papers zum Web 2.0

Das Netzwerk Medienethik und die DGPuK Fachgruppe “Kommunikations- und Medienethik” erinnern an den Call for Papers für die nächste Jahrestagung im Februar 2009 mit dem Titel “Web 2.0. Neue Kommunikations- und Interaktionsformen als Herausforderung der Medienethik” in München.

Den Abgabetermin für die Abstracts haben die Veranstalter bis zum 30.10.2008 verlängert. Weitere Informationen hier.

Forum Sozialethik 2008 zu „Freiheit – Sicherheit – Risiko“

Das Programm zur Tagung 2008 des Forums Sozialethik (8.-10.  September 2008) ist heute veröffentlicht worden. Thema: „Freiheit – Sicherheit – Risiko: Christliche Sozialethik vor neuen Herausforderungen” (vgl. auch meinen Hinweis zum Call for Papers). Hier ein paar meiner Meinung nach besonders spannende Themen:

  • Paradigmen sozialer Freiheit im politisch-ethischen Diskurs – eine Grundlegung, Johannes J. Frühbauer (Augsburg)
  • Das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit in der politischen Philosophie von Hobbes und Kant, Andrea Keller (Hamburg)
  • Die Rückkehr des Leviathan oder wie der globalisierte Terrorismus die labile Balance zwischen Sicherheit und Freiheit im demokratischen Rechtsstaat (zer-)stört, Oliver Hidalgo (Regensburg)
  • Religionsfreiheit als Sicherheitsrisiko? – Kulturalistische und politische Erklärungsversuche sozialer Konflikte des 21. Jahrhunderts, Katja Winkler (Münster)
  • Die gesellschaftliche Rhetorik von Sicherheit – eine Herausforderung für die Medienethik und die politische Ethik, Edeltraud Koller (Linz)

Das ganze Programm ist sehr vielversprechend. Informationen zur Tagung und zum Forum Sozialethik hier.

Präsentation zum Web 2.0 in sozialethischer Perspektive

Ergänzend zu dem vorigen Beitrag liefere ich hier vor allem für die Kollegen, die meinen Vortrag beim “Berliner Werkstattgespräch der Sozialethiker(innen)” (27.02.2008, Katholische Akademie, Berlin) gehört haben, die Präsentation nach. Downloadmöglichkeit hier.