Vergangenen Mittwoch habe ich das Symposium „Zukunft der Medien – Medien der Zukunft“ besucht, das vom Mediencampus Bayern e.V., srt – Schule für Rundfunktechnik Nürnberg und dem Presseclub Nürnberg veranstaltet wurde. Eine sehr gut organisierte, interessante und angenehme Veranstaltung. Einige nette Menschen habe ich dort getroffen.
Selbst durfte ich einen Vortrag zu den Herausforderungen für die Kommunikations- und Medienethik halten. Ich habe versucht, die sozialen Aspekte des Medienwandels zu betrachten und die Technik nicht als das eigentliche ethische Problem zu behandeln. Im Kern ging es mir um:
- Medienethik ist keine Skandalethik, die immer nur dann einsetzt, wenn irgendwo mal wieder vermeintliche Grenzen überschritten werden (bspw. Big-Brother).
- Im Zeitalter von Newsreader, Podcasts und den entsprechenden Endgeräten geht es Medien- und Kommunikationsethik um die Ermöglichung von kommunikativer Freiheit und um die angemessene Gestaltung dieser Möglichkeiten. An dem Streit darüber ist die Medienethik interessiert.
- In der Wissensgesellschaft ist die Beteiligung an medialer und öffentlich-kommunikativer Wissensvermittlung Bedingung der Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe und daher eine Frage sozialer Gerechtigkeit.
Das sind fast alles Gedanken aus meiner Dissertation (deren Veröffentlichung noch ein wenig auf sich warten läßt). Schön, endlich mal ein paar Ergebnisse daraus vorgestellt zu haben. Den Vortragstext gibt es hier.
Sonst ging es bei der Tagung fast ein wenig penetrant um die Frage, wie sich auch in Zukunft mit den Medien noch Geld verdienen läßt. Schlagworte und Zusammenhänge wie „Geschäftsidee“, „Innovation“, „Content muss verkauft werden können“, „Clusterpolitik“ und „Medienstandort Bayern“ fielen bei der Podiumsdiskussion in jedem zweiten Satz und der „Medienminister“, Staatsminister Eberhard Sinner, entpuppte sich als Medienwirtschaftsminister (und Fan von Bayern 4 und kurzen Reden). Gespräche mit Frau Schardt, Clustermanagerin Cluster Audiovisuelle Medien, und Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner, Geschäftsführerin des Mediencampus Bayern e.V. lassen aber hoffen, dass auch für Standortfragen die Medienethik in Aus- und Fortbildung und Wirtschaftsförderung nicht zu kurz kommt. Vielleicht werde ich ja mal wieder eingeladen…
Ach, noch was: Der Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, Heinz-Joachim Hauck, meinte (in seinem sonst sehr informativen Vortrag) ernsthaft, dass man Zeitungen heute braucht, damit Zeitungsredakteure im Informationsdschungel sagen, was wirklich alle wissen müssen… Ich lass‘ das mal so stehen und hoffe, dass jemand einen Kommentar hinterläßt…
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[…] von mir letztes Jahr in Nürnberg gehaltene Vortrag zu den medienethischen Herausforderungen des Medienwandels ist nun als Aufsatz im […]